Eine heisse Ovo zum Frühstück oder ein Müsli mit Milch, das ist in vielen Familien normaler Alltag. «Könnte mein Kind Laktoseintoleranz haben?», fragen sich Eltern, wenn das Kind danach über Bauchschmerzen klagt oder es ihm regelmässig übel wird. Weniger offensichtlich ist der Zusammenhang, wenn gar keine Milch auf dem Speisezettel des Kindes steht. Auch das kommt vor, denn nicht nur in Milchprodukten, auch in verarbeiteten Lebensmitteln kann Laktose versteckt sein.
Ein Kind, das Milchzucker nicht richtig verdauen kann, fühlt sich häufiger unwohl. Das kann so weit gehen, dass es nicht mehr an Aktivitäten, die ihm eigentlich Spass machen, teilnehmen mag. Da Kinder ihre Symptome nicht immer klar ausdrücken können, müssen Eltern und Betreuende aufmerksam sein und bei Verdacht auf Laktoseintoleranz die richtigen Schritte einleiten.
INHALT
1. Warum Laktoseintoleranz bei Kindern auftritt
2. Wie Laktoseintoleranz beim Kind erkennen
3. Symptome von Laktoseintoleranz bei Babys und Kindern
4. Diagnose von Laktoseintoleranz bei Kindern: wann und wie testen?
5. Unterschied zwischen Laktoseintoleranz und Milchallergie bei Kindern
6. Ernährung bei Kindern mit Laktoseintoleranz
7. Laktase-Enzym-Präparate für Kinder
8. Alltag mit Kindern mit Laktoseintoleranz
1. Warum Laktoseintoleranz bei Kindern auftritt
Warum haben manche Kinder Verdauungsbeschwerden nach dem Verzehr von Milchprodukten, während andere sie problemlos geniessen können? Das hat mit einem natürlichen Entwicklungsschritt des Kindes zu tun.
Laktoseintoleranz bei Kindern beginnt meist nach der Säuglingszeit. Dann produziert der Körper weniger Laktase als zuvor. Laktase ist ein Enzym, das ist notwendig ist, um den Zucker in der Milch – auch Laktose genannt – zu verdauen.
Der Babykörper produziert in den ersten Lebensmonaten sehr viel Laktase-Enzym. Deshalb können Babys Muttermilch problemlos verdauen. Beginnt das Kleinkind feste Nahrung zu essen, fährt der Körper die Produktion von Laktase herunter.
In manchen Fällen hat das Kind dann so wenig Laktase zur Verfügung, dass es die Laktose nicht mehr richtig verdauen kann. Bakterien im Darm vergären stattdessen die unverdaute Laktose und es bilden sich Gase. Bei sehr geringer Laktase-Produktion kann die Verdauung von Milchprodukten zu einer dauernden Quelle des Unbehagens werden.
Es ist ganz natürlich, dass die Laktase-Enzymproduktion bei Kindern abnimmt. Wie stark das erfolgt, unterscheidet sich von Kind zu Kind. Auch die Herkunft spielt eine Rolle. In verschiedenen Regionen der Welt gibt es sehr grosse Unterschiede betreffend dem Anteil der Bevölkerung mit Laktoseintoleranz.
Wann tritt Laktoseintoleranz bei Kindern auf
Bis zu einem Alter von fünf Jahren ist es ziemlich selten, dass Kinder Probleme mit der Verdauung von Milchzucker haben. Oft merken Eltern und das Kind selbst gar nicht, dass sie Laktoseintoleranz haben. Erst im Kindergartenalter oder sogar erst als Teenager zeigen sich typische Anzeichen dafür.
Ist Laktoseintoleranz beim Kind angeboren?
Laktoseintoleranz bei Kindern kann angeboren sein, allerdings ist dies sehr selten. Man unterscheidet 3 Ursachen von Laktoseintoleranz:
1. Angeborener Laktasemangel
Bei einem angeborenen Laktasemangel liegt ein seltener Gendefekt vor, durch den das Kind schon von Geburt an wenig oder keine Laktase im Dünndarm produziert. In diesem Fall haben Säuglinge von Anfang an Probleme mit der Verdauung von Milchzucker. Babys mit angeborenem Laktasemangel vertragen die Muttermilch nicht und sind deshalb oft zu leicht.
2. Primärer Laktasemangel
Die häufigste Form ist der primäre Laktasemangel, der bei einem Grossteil der Weltbevölkerung im Laufe des Lebens auftritt. Bei Neugeborenen ist die Aktivität der Laktase im Körper am höchsten und nimmt dann im Laufe der Zeit ab. Dieser Rückgang der Laktaseproduktion ist genetisch bedingt. Es ist also völlig normal, im Laufe des Lebens eine Laktoseintoleranz zu entwickeln.
3. Sekundärer Laktasemangel
Nur in seltenen Fällen tritt ein Laktasemangel sekundär (nicht genetisch vorprogrammiert) auf, beispielsweise als Folge von Infektionen, chirurgischen Eingriffen am Darm oder langfristigen Antibiotikabehandlungen. Diese erworbene Form der Laktoseintoleranz kann sich nach der Heilung der zugrunde liegenden Ursache teilweise oder vollständig zurückbilden, je nachdem, wie gut sich die Dünndarmschleimhaut regeneriert.
Auch bei Frühgeborenen kann eine Laktoseintoleranz auftreten. Sie verschwindet aber wieder, sobald sich der Dünndarm, in dem die Laktase gebildet wird, fertig entwickelt hat.
2. Wie Laktoseintoleranz beim Kind erkennen
Für Eltern ist es nicht immer einfach zu erkennen, ob ihr Kind Laktoseintoleranz hat. Denn Kinder klagen häufig aus unterschiedlichen Gründen über Bauchschmerzen oder Übelkeit. Aber gerade kleine Kinder können oft nicht genau sagen, wo es ihnen wehtut.
Beobachten Sie deshalb genau, wie oft und zu welchem Zeitpunkt die Beschwerden auftreten. Achten Sie insbesondere auf die folgenden Anzeichen:
- Bekommt das Kind Durchfall, Blähungen und Bauchschmerzen regelmässig dann, wenn es Milchprodukte zu sich genommen hat?
- Isst ihr Kind keine Milchprodukte, hat aber trotzdem regelmässig nach dem Essen Beschwerden? Dann kann trotzdem Laktoseintoleranz die Ursache sein, denn Laktose versteckt sich in Nahrungsmitteln, in denen man sie nicht vermuten würde.
- Hier finden Sie eine Auflistung der Nahrungsmittel mit versteckter Laktose. Prüfen sie die Liste der Inhaltsstoffe solcher Produkte genau und achten Sie sich darauf, ob die Beschwerden nach dem Verzehr dieser Nahrungsmittel auftreten.
Treffen einer oder mehrere dieser Punkte zu, besprechen sie diese Beobachtungen mit einem Kinderarzt.
3. Typische Symptome von Laktoseintoleranz bei Kindern und Babys
Laktoseintoleranz bei Kindern und Babys kann sich durch eine Vielzahl von Symptomen äussern. Wir unterscheiden Symptome, die gleich nach dem Essen auftreten und solche, die nach längerer unbeachteter Laktoseintoleranz auftreten können.
Kurzfristige Symptome von Laktoseintoleranz beim Kind
Die kurzfristigen Symptome von Laktoseintoleranz reichen von leichten Verdauungsbeschwerden bis hin zu starken Schmerzen.
Die folgenden Symptome treten normalerweise innerhalb von 15 Minuten bis zu drei Stunden nach dem Essen oder Trinken von laktosehaltigen Speisen auf:
- Blähungen
- aufgeblähter Bauch
- krampfartige Bauchschmerzen
- Durchfall
- Übelkeit und Erbrechen.
- häufiger Stuhlgang
- Aufstossen
- laute Darmgeräusche
- Weinen nach dem Essen (bei Babys)
Bei Kindern, die noch nicht sprechen können, sollten Eltern bei Verdacht auf Laktoseintoleranz auf Darmgeräusche achten und beobachten, ob es regelmässig kurz nach den Mahlzeiten weint.
Langfristige Symptome von Laktoseintoleranz beim Kind
Bleibt eine Laktoseintoleranz lange unerkannt, können sich beim Kind neben Verdauungsproblemen weitere Symptome bemerkbar machen. Sie werden oft leider übersehen oder nicht mit der Laktoseintoleranz in Verbindung gebracht.
Langfristige Folgen bei unerkannter Laktoseintoleranz beim Kind sind:
- Hautveränderungen
- Kopfschmerzen
- Extreme Müdigkeit, Erschöpfungssymptome
- Konzentrationsprobleme
- Mühe beim Ein- und Durchschlafen
- Infektanfälligkeit
- ein Gefühl innerer Unruhe
Bei Verdacht auf Laktoseintoleranz bei Kindern ist es deshalb wichtig, frühzeitig ärztlichen Rat einzuholen und nach einer allfälligen Diagnose die Ernährung anzupassen.
4. Diagnose Laktoseintoleranz: Wann und wie Kinder und Babys testen?
Bei grösseren Kindern können dieselben Testmethoden wie bei Erwachsenen angewandt werden. Die Diagnose von Laktoseintoleranz bei Babys und Kleinkindern ist etwas schwieriger.
Als Test bei Verdacht auf Laktoseintoleranz bei Kleinkindern eignet sich einen Praxistest im Alltag:
- Stellen Sie die Ernährung des Kindes probeweise für zwei bis vier Wochen auf laktosefreie Produkte um.
- Beobachten Sie, ob sich die Symptome verbessern.
Andere Testverfahren setzen oft voraus, dass das Kind mehrere Stunden nichts isst. Daher eignen sich der Wasserstoff-Atemtest und Blutuntersuchungen bei sehr kleinen Kindern weniger gut.
Als Test bei Verdacht auf Laktoseintoleranz bei älteren Kindern sind der Wasserstoff-Atemtest und die Blutuntersuchung geeignete Methoden, um eine Laktoseintoleranz zu diagnostizieren.
Diese Tests geben Aufschluss darüber, wie der Körper auf die Aufnahme von Laktose reagiert.
Falls man die Ursache einer Laktoseintoleranz klären möchte, z.B. um eine angeborene Form der Unverträglichkeit festzustellen, kann zusätzlich ein Gentest durchgeführt werden.
5. Unterschied zwischen Intoleranz und Milchallergie bei Kindern
Laktoseintoleranz und Milchallergie werden oft verwechselt, obwohl sie komplett verschiedene Ursachen und Symptome aufweisen.
- Laktoseintoleranz führt nach dem Verzehr von laktosehaltigen Lebensmitteln zu Verdauungsbeschwerden wie Blähungen, Durchfall und Bauchschmerzen.
- Milchallergie: Kinder mit einer Milchallergie können bereits auf kleinste Mengen Milchprotein mit Symptomen wie Hautausschlag, Atembeschwerden, Magen-Darm-Problemen oder sogar einem anaphylaktischen Schock reagieren.
Während Laktoseintoleranz durch den Einsatz von Laktase-Enzympräparaten und den Verzehr laktosefreier Produkte gemanagt werden kann, müssen bei einer Milchallergie Milch und Milchprodukte vollständig vermieden werden.
Hier erfahren Sie die Details zum Unterschied von Milchallergie und Laktoseintoleranz.
6. Ernährungsmanagement bei Kindern mit Laktoseintoleranz
Damit ein Kind mit Laktoseintoleranz gesund bleibt, ist es wichtig, die Ernährung anzupassen. Diese Ernährungsumstellung ist der Schlüssel für
- einen beschwerdefreien Alltag trotz Laktoseintoleranz
- eine ausreichende Nährstoffversorgung
- eine gesunde Entwicklung des Kindes
Wichtig zu wissen: Beginnen Sie erst mit einer strikten laktosearmen Diät, wenn Sie sicher sind, dass das Kind auch wirklich Laktoseintoleranz hat, denn Milchprodukte enthalten wichtige Nährstoffe.
Laktosearme und laktosefreie Alternativen
Als ersten Schritt können Eltern laktosehaltige durch laktosearme oder laktosefreie Produkte ersetzen. Glücklicherweise gibt es eine breite Palette an Alternativen, von laktosefreier Milch und Milchprodukten bis hin zu pflanzlichen Milchalternativen wie Mandel-, Soja-, Hafer- oder Reismilch.
Dank diesen Produkten fällt die Umstellung meist gar nicht so schwer und das Kind kann weiterhin Speisen zu geniessen, die traditionell Milch enthalten, ohne die unangenehmen Symptome in Kauf nehmen zu müssen.
Meistens vertragen Kinder mit Laktoseintoleranz kleinere Mengen an Laktose und können Nahrungsmittel mit geringem Laktosegehalt problemlos verzehren. Eltern sollten sich mit dem Laktosegehalt auskennen und wissen, wo überall Laktose drin ist und in welchen Mengen.
Vitamin D- und Calcium-Mangel vermeiden
Bei Kindern mit Laktoseintoleranz solle man auf den Vitamin D Spiegel achten, da ein Mangel die Störung der Darmfunktion verstärken kann.
Milch ist eine gute Calcium-Quelle. Daher sollten Eltern auch die Versorgung mit diesem Nährstoff im Blick haben. Calcium ist bei Kindern besonders für das Wachstum der Knochen und für gesunde Zähne wichtig.
Muss sich ihr Kind laktosearm ernähren, informieren Sie sich über Calcium haltige Nahrungsmittel und integrieren Sie diese ausreichend in die Diät des Kindes.
Einem Calcium- oder Vitamin D-Mangel kann auch mit einem Nahrungsergänzungsmittel vorgebeugt werden.
7. Laktase-Enzympräparate für Kinder
Steht die Diagnose Laktoseintoleranz beim Kind fest, sind viele Eltern sehr besorgt und fragen sich, was ihr Kind jetzt noch essen darf und wie sie eine laktosearme Diät garantieren können.
Die Verwendung von Laktase-Enzympräparaten ist eine einfache und wirksame Hilfe, um die Symptome einer Laktoseintoleranz bei Kindern zu managen.
Laktase-Tabletten kann das Kind, unmittelbar vor dem Verzehr von laktosehaltigen Lebensmitteln einnehmen. Sie fügen dem Verdauungssystem das notwendige Enzym hinzu, um Laktose effizient aufzuspalten und verhindern Verdauungsbeschwerden wie Bauchschmerzen, Blähungen und Durchfall.
Für Kinder, die trotz Laktoseintoleranz gelegentlich laktosehaltige Produkte konsumieren möchten, sind Laktase-Tabletten eine praktische Lösung. Für Situationen, in denen die Laktosezufuhr schwer zu kontrollieren ist (z.B. bei Geburtstagsfeiern oder anderen besonderen Anlässen), gibt es hochdosierte Langzeit-Depot-Tabletten, die über vier Stunden ihre Wirkung entfalten.
Mit dem gezielten Einsatz von Laktase-Tabletten wie Lactazym® können Eltern dazu beitragen, die Lebensqualität und das soziale Wohlbefinden betroffener Kinder erheblich zu verbessern.
8. Alltag mit Kindern mit Laktoseintoleranz
Eine sorgfältige Planung und Kommunikation erleichtern den Alltag bei Laktoseintoleranz. Einfache Massnahmen helfen ihrem Kind dabei, einen beschwerdefreien Alltag zu leben.
- Informieren Sie Lehrkräfte und Betreuende, falls ihr Kind in der Schule Mahlzeiten einnimmt.
- Machen Sie sich mit laktosefreien oder -armen Rezepten vertraut, die sowohl nahrhaft als auch lecker sind und der ganzen Familie schmecken.
- Stärken Sie das Kind darin, seine Bedürfnisse zu kommunizieren und selbstbewusst mit der Laktoseintoleranz umzugehen.
Das Leben mit Laktoseintoleranz erfordert zwar Anpassungen, doch mit der richtigen Unterstützung und Vorbereitung können Kinder lernen, diese Herausforderung zu meistern.
Fazit
Ein Schlüsselelement im Umgang mit Laktoseintoleranz bei Kindern ist das Ernährungsmanagement.
Die wichtigsten Punkte dabei sind:
- Nutzung von laktosefreien oder -armen Alternativen
- Sicherstellung einer ausreichenden Versorgung mit Kalzium und Vitamin D
- Einsatz von Laktase-Enzympräparaten wie Lactazym®
Von Laktoseintoleranz betroffene Kinder können so ein symptomfreies Leben führen.
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